Auf der 22. Jahrestagung des MOVA/83. Verbandstagung des WSVA vom 29. März – 01. April 2016 in Chemnitz veranstalten wir eine Sektion am Dienstag, den 29.03.2016, zum Thema „Theory on stage. Das Museum als Diskursraum archäologischer Theorie?“
Programm Di 29.03.2016 (Tagungsraum: Hörsaal 205)
09.00 Uhr • Doreen Mölders / Einführung
09.30 Uhr • Sabine Rieckhoff / Identitätsfindung – Ideologisierung – Ökonomisierung.
Zeitgeist und Zeitgeschichte im Spiegel archäologischer Museen
10.00 Uhr • Anja Grothe / Michael Schefzik / Krieg – eine archäologische Spurensuche – das Konzept
10.30 Uhr • Kaffeepause
11.00 Uhr • Jens Beutmann / Geld. Archäologie einer Idee
11.30 Uhr • Anna Flückiger / Plündernde Barbaren und dunkle Jahrhunderte. Affirmation und Reflexion von Narrativen der Frühgeschichte in archäologischen Ausstellungen
12.00 Uhr • Lisa Noggler-Gürtler / Eindeutig vieldeutig – „Römer oder so. Eine Ausstellung
zum Gräberfeld in Brigantium“, vorarlberg museum, Bregenz
12.30 Uhr • Mittagspause
14.00 Uhr • (Vortrag entfällt leider) Christoph Hölzel / Das Berliner Vorderasiatische Museum im 21. Jahrhundert?
14.30 Uhr • Astrid Hackel / Paläontologische Diskurse im Spiegel der Ausstellungsgestaltung. Eine Spurensuche im Berliner Naturkundemuseum
15.30 Uhr • Kaffeepause
16.00 Uhr • Sabine Wolfram / In die Tiefe der Zeit. Die archäologische Dauerausstellung des Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz
Abstracts
Doreen Mölders: Einführung
Archäologische Museen sind fester Bestandteil der Museumslandschaft. Sie gehören zu den klassischen Ausstellungshäusern mit großen Sammlungen. Sie sind Depots und Orte des Bewahrens. Sie leisten Arbeit an der Vergangenheit, stellen Identitäten, Alteritäten und Alienität zur Diskussion und stehen damit in Verantwortung gegenüber ‚der Öffentlichkeit‘ und deren kulturellem Gedächtnis. Doch welche Theorien und Konzepte liegen implizit und explizit den Ausstellungsnarrativen archäologischer Museen zu Grunde? Welche und wessen Geschichte wird mit welchen Mitteln erzählt? Ist archäologische Theorie für das Praxisfeld Museum überhaupt relevant? Diese und andere Fragen werden in der Sektion der AG TidA diskutiert.
Sabine Rieckhoff: Identitätsfindung – Ideologisierung – Ökonomisierung. Zeitgeist und Zeitgeschichte im Spiegel archäologischer Museen
Der Umgang mit archäologischen Objekten zu jeder Zeit, angefangen vom zufallsbedingten Sammeln der Renaissance bis hin zur Kommerzialisierung heutiger Eventkultur, unterliegt historischen Bedingungen, die eine Wechselwirkung erzeugen. Ausgewählte Beispiele zeigen, wie einerseits diverse soziologische, philosophische,
etc. Theorien Ausstellungsnarrative geschaffen haben und andererseits aber auch das Museum als sozialer Raum wirkt, der Diskurse produziert.
Anja Grothe / Michael Schefzik: Krieg
Jens Beutmann: Geld. Archäologie einer Idee
Unter dem Arbeitstitel „Geld. Archäologie einer Idee“ bereitet das smac für die zweite Jahreshälfte 2016 (Eröffnung 26. Mai) seine erste selbst konzipierte Sonderausstellung vor. Anlass ist die Finanzkrise von 2008 und ihre bis heute spürbaren Folgen. Wir stellen uns die Frage „Was ist Geld und wie ist es zu dem geworden?“ und es zeigt sich, dass die gegenwärtige Rolle des Geldes sich tatsächlich zu guten Teilen aus der Geschichte heraus verstehen lässt. Geld und die damit verbundene Form zu wirtschaften ist ein Ergebnis gesellschaftlicher „Verhandlungen“ – ein Ergebnis, das Geisteswissenschaftler nicht unbedingt überrascht, für eine allgemeine Öffentlichkeit aber relevant sein mag. Die Ausstellung will sich dem Phänomen mit Witz und Unterhaltungswert annähern.
Anna Flückiger: Plündernde Barbaren und dunkle Jahrhunderte. Affirmation und Reflexion von Narrativen der Frühgeschichte in archäologischen Ausstellungen
In der frühgeschichtlichen Archäologie stehen derzeit u. a. forschungsbestimmende Leitmotive im Fokus der Theoriediskussion. Einige davon wurden in der Forschung als Narrative identifiziert, während sie in Ausstellungen nach wie vor als historische Sachverhalte tradiert werden. Im Vortrag wird nach der Einbettung dieser Narrative im Ausstellungskontext gefragt: Wie werden sie in Wort und Bild präsentiert? Wie wird mit der Diskrepanz zwischen Forschungsstand und vermittelten Narrativen umgegangen? Anschließend folgen Anregungen, wie Ausstellungen dazu genutzt werden könnten, diesen Widerspruch aufzulösen oder die Diskussion dazu mitzugestalten.
Lisa Noggler-Gürtler: Eindeutige vieldeutig – „Römer oder so. Eine Ausstellung zum Gräberfeld in Brigantium“, vorarlberg museum, Bregenz
Die scheinbar einfache Frage „Wer liegt da begraben?“ lässt sich nicht sicher beantworten. Bei aller Wissenschaft bleibt Raum für Spekulationen. Mann, Frau? Reich, arm? Von hier oder von dort? Wie alt denn nun? Ausstellungen zu Archäologischen Themen genießen häufig unhinterfragt den Ruf, „wahre“ wissenschaftliche Aussagen zu treffen, die sich auch in der musealen Präsentation manifestieren. „Römer oder so. Zum antiken Gräberfeld von Brigantium“ stellt das Spekulative in den Mittelpunkt – Skizzenhaftes und Eventuelles versus Gesichertes und Bekanntes. Narration und Szenografie setzen darauf, aktuellen Klischees, stereotypen Bildern
und scheinbar sicherem Wissen über die Vergangenheit zu begegnen.
Christoph Hölzel: Das Berliner Vorderasiatische Museum im 21. Jahrhundert?
Die Räume des VAM sind nach dem forschungsgeschichtlichen Kulturkreisprinzip angeordnet. Die diachrone, typologische Objektanordnung suggeriert einen starren, unveränderlichen „Alten Orient“. Daher präsentiert die momentane Ausstellung einen veralteten archäologischen und museologischen Forschungsstand. Dieser Beitrag versteht sich als Versuch, die Ausstellungsplanung im Rahmen des „Masterplans Museumsinsel“ in die Öffentlichkeit zu bringen und verschiedene Gruppen an dem Diskurs für ein kritisches Museum zu beteiligen. Anhand der experimentellen Labors des „Humboldt-Labs“ sollen Ideen für eine Neu- oder Umgestaltung entwickelt und vorgestellt werden.
Astrid Hackel: Paläontologische Diskurse im Spiegel der Ausstellungsgestaltung. Eine Spurensuche im Berliner Naturkundemuseum
Von der paläontologischen Fundstätte in der Wüste über ihrer ‚natürlichen‘ Umwelt enthobene Sauropoden-Skelette, die erst in der filmischen Verlängerung der Ausstellung zum Leben erwachen bis hin zur jüngst eröffneten T-Rex-Ausstellung, die das Skelett eines tyrannosaurus rex nicht als pars pro toto, sondern als gespensterhaften Schatten eines 60 Mio. Jahre alten Exemplars inszeniert: Am Beispiel des Museums für Naturkunde in Berlin unterzieht der kulturwissenschaftlich motivierte Beitrag historische Einschnitte in der Ausstellungsgestaltung von Sauriern einer kritischen Analyse und berücksichtigt dabei insbesondere die Wechselwirkungen zwischen dem Stand der paläontologischen Forschung und einer die Ansprüche und Selbstsicht dieser Forschung reflektierenden Szenografie.
Sabine Wolfram: In die Tiefe der Zeit. Die archäologische Dauerausstellung des Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz
In einer Führung durch die archäologische Dauerausstellung des Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz – kurz smac – erklärt Sabine Wolfram Konzept und Inszenierung der Ausstellung, die seit Mai 2014 geöffnet ist.