Stellungnahme zu einem Kommentar von Raimund Karl

Stellungnahme zu einem Kommentar von Raimund Karl
im Rundbrief der Arbeitsgemeinschaft
Theorie in der Archäologie
von Otto H. Urban
In Erinnerung an Kurt Tomaschitz,
einem viel zu früh von uns gegangenen wirklichen Kenner der frühen Kelten
Zu den Ausführungen soll nur kurz festgestellt werden, dass Karls eingangs geäußertes Grundprinzip „anything goes“ den Vorstellungen einer wissenschaftlichen Methode widerspricht. Wissenschaftliche Disziplinen, deren Hauptfragen und Methoden sind per se nicht sakrosankt (unberührbar), sondern entwickeln sich weiter  – Hand in Hand bzw. Zug um Zug. Seiner Sorge um die Zukunft kann ich mich daher nicht anschließen.1
Nun, nachdem sich Karl zu keiner Hauptfrage entschließen kann, sind seine Ausführungen zu Kulturrationsprozessen hinfällig – er stellt ja „alles“ in Frage. Eine Klassifizierung der Keltischen Archäologie wie der Ur- und Frühgeschichte oder der Alten Geschichte als idiographische Disziplin steht außer Zweifel; Karls Verweis auf „historische Naturgesetze“ spiegelt meines Erachtens eine veraltete „einseitige“ Weltsicht wider.
Archäologien sollten sich meines Erachtens in der Tat mit älteren (vergangenen)
Kulturen beschäftigen. Begriffe wie Neuzeitarchäologie oder Mittelalterarchäologie verwende ich nicht gerne – sie stellen eigentlich ein Paradoxon dar.

 

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Rezension zu: Knut Petzold, Soziologische Theorien in der Archäologie.

Knut Petzold, Soziologische Theorien in der Archäologie.
Konzepte, Probleme und Möglichkeiten (Saarbrücken 2007)
von Martin Hinz
Archäologie ist als empirische Materialwissenschaft immer an den Einzelfall, das Besondere in der Hinterlassenschaft menschlicher Gesellschaften gebunden. Schließlich stellt jeder Fund, jeder Befund das Resultat einer einmaligen, individuellen Handlung dar. Gleichzeitig zielt ihr Interesse jedoch – als historische Wissenschaft – auch auf ein größeres Bild der Entwicklung von Gesellschaften ab. Somit steht sie explizit als Fach in dem Zwiespalt von Mikro- und Makrostrukturen. Wir beobachten den Einzelfall und versuchen, daraus das Allgemeine zu schlussfolgern. Um in diesen Zwiespalt zu geraten, ist es nicht einmal nötig, sich mit weitergehenden theoretischen Überlegungen zu beschäftigen. Bereits im traditionellen, alltäglichen Handwerkszeug tritt dieser Zwiespalt zu Tage: Eine Chronologie sollte über einen größeren räumlichen Bereich gelten, bezieht seine Informationen jedoch aus einzelnen Gräbern und Befundsituationen. Verbreitungskarten sollten die Verbreitung von wie auch immer gearteter materieller Kultur widergeben, dabei stellt jedoch jeder Punkt auf der Karte einen individuellen Einzelfall, eine einmalige Zusammenstellung von Funden und anderen Gegebenheiten dar.

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Archäologie und Politik.

Archäologie und Politik.
75 Jahre Ausgrabungen auf dem Glauberg und ihr zeitgeschichtlicher Kontext.

 Bericht zum Internationalen Kolloquium 16.-17. Oktober 2008 in Nidda-Bad Salzhausen/Hessen
 von Susanne Grunwald und Fabian Link
Aus Anlass der „75. Wiederkehr des Beginns der großen wissenschaftlichen Untersuchungen auf dem Glauberg am Ostrand der Wetterau“ (Tagungsprogramm) und in Vorbereitung der Eröffnung des Museumsprojektes „Die Keltenwelt am Glauberg – Museum und Archäologischer Park“ im Jahr 2010 luden das Landesamt für Denkmalpflege Hessen und dessen Unterabteilung Keltenwelt am Glauberg zu einer wissenschaftsgeschichtlichen Tagung zum Thema „Wissenschaft und Politik“ ein. Der zeitliche Fokus beschränkte sich auf die Zeit des Nationalsozialismus und so stellte der Großteil der Referenten neue forschungsgeschichtliche Aufarbeitungen einzelner Ausgrabungen vor. Die Tagung knüpft mit diesem Epochenschwerpunkt u.a. an die Konferenzen „Die mittel- und osteuropäische Ur- und Frühgeschichtsforschung in den Jahren 1933-1945“ im Spätherbst 1998 in Berlin (Leube/Hegewisch 2002) und in Freiburg/Br. „Eine hervorragend nationale Wissenschaft“ im Sommer 1999 (Steuer 2001) an und mit der Konzentration auf die Burgwallgrabungen an das internationale Kolloquium „Burgwallforschung im akademischen und öffentlichen Diskurs im 20. Jahrhundert“, das im Sommer 2007 in Leipzig stattfand (Grunwald/Kreienbrink/Reichenbach 2008; Rieckhoff/Grunwald/Reichenbach i. Vorb.).

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Archäologie und Geschichtswissenschaft – zur Zusammenarbeit zweier Disziplinen

Sektion der Arbeitsgemeinschaft ‚Theorie in der Archäologie‘ bei der Tagung des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung in Schleswig,

8.-11. Oktober 2007

von Karin Reichenbach

Im Rahmen der letzten Jahrestagung des Nordwestdeutschen Verbandes für Alter­tumsforschung, die vom 8. bis 11. Okto­ber 2007 in Schleswig stattfand, hatte die Arbeitsgemeinschaft „Theorie in der Archä­ologie“ am ersten Tagungstag zu einer Sek­tion eingeladen, die sich mit dem Thema „Archäologie und Geschichtswissenschaft – zur Zusammenarbeit zweier Disziplinen“ beschäftigte. Die Sektion bot ein dichtes Programm mit 15 Vorträgen, die eine ange­regte Diskussion versprachen. Abgesehen vom Einführungsreferat der AG-Sprecher, Stefan Burmeister und Nils Müller-Scheeßel, waren die folgenden Vorträge paarweise einzelnen Themenschwerpunkten zugeord­net. Nacheinander äußerten sich zumeist je ein Archäologe und ein Historiker zur Charakteristik archäologischer und histo­rischer Quellen, zu literarisch bzw. histori­ographisch überlieferten und archäologisch gesuchten Orten und Ereignissen (Troia und Varusschlacht), zur archäologischen und historischen Sicht auf bestimmte Aspekte früher Gesellschaften (Sozialstruktur und ethnische Identität), zum Verhältnis von Archäologie, Historie und Philologie in den Fächern Ägyptologie und Vorderasiatische Altertumskunde und abschließend zu Versu­chen, beiden hier behandelten Fächern „wieder eine gemeinsame Klammer zu geben“ (vgl. Rundbrief 6/1/2007).

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Theorie, Methode und Keltengenese

Ein Kommentar zu Otto H. Urbans Methode der keltischen Archäologie

 von Raimund Karl

Im Tagungsband des vierten deutschspra­chigen KeltologInnentages stellt Otto H. Urban (2007) seine Gedanken zu einer Methode der keltischen Archäologie und zu einem Modell der Keltengenese zur Diskus­sion. In diesem Artikel, der viele wertvolle Gedanken enthält, entwickelt Urban ein Ablaufmodell zum methodisch korrekten Vorgehen der keltischen Archäologie. Es soll die Ausgangsbasis für Vergleiche mit den Ergebnissen anderer keltisch-altertums­kundlicher bzw. keltologischer Teilwissen­schaften bilden und damit eine Verifikation bzw. Falsifikation der mittels archäologischer Methoden gewonnenen Ergebnisse ermög­lichen. Dieser Darstellung folgt – wohl als Anwendungsbeispiel für die vorgestellte Methode konzipiert – die Darlegung eines Modells der „keltischen Ethnogenese“ (ebd. 604–7). Gerade weil der Beitrag Urbans viele wertvolle Ansätze aufweist, ist ein Kommen­tar zu den ebenfalls enthaltenen problema­tischen Aspekten notwendig.

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Jana Esther Fries / Ulrike Rambuscheck / Gisela Schulte-Dornberg (Hrsg.), Science oder Fiction?

Jana Esther Fries / Ulrike Rambuscheck / Gisela Schulte-Dornberg (Hrsg.), Science oder Fiction? Geschlechterrollen in archäologischen Lebensbildern. Bericht der 2. Sitzung der AG Geschlechterforschung während des 5. Deutschen Archäologen-Kongresses in Frankfurt (Oder) 2005. Frauen – Forschung – Archäologie 7. Waxmann: Münster u. a. 2007. ISBN 978-3-8309-1749-6. 235 S.

von Nils Müller-Scheeßel

Das zu besprechende Buch entstand aus der zweiten Sitzung der AG Geschlechterforschung, die im Rahmen des 5. Deutschen Archäologen-Kongress in Frankfurt / Oder abgehalten wurde und unter dem Titel »Lebensbilder – Phantombilder« stand. Es enthält zehn Beiträge, von denen zwei für den Band neu hinzugenommen wurden. Jedem Beitrag ist jeweils eine kurze deutsche und englische Zusammenfassung vorangestellt.
Das Buch ist in fünf Abschnitte gegliedert – »Lebensbilder – Science oder Fiction. Eine Einführung«, »Lebensbilder in wissenschaftlichen Publikationen«, »Lebensbilder in populärwissenschaftlichen Darstellungen«, »Lebensbilder in populären Medien« und »Lebensbild einer Archäologin« –, die bis auf den letzten jeweils zwei bis drei Beiträge umfassen. Bis auf den biographischen Beitrag handelt es sich durchweg um Beiträge von Autorinnen.

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„Odin statt Jesus!“

»Odin statt Jesus!«

Europäische Ur- und Frühgeschichte als Fundgrube für religiöse Mythen neugermanischen Heidentums?

von Doreen Mölders und Ralf Hoppadietz

Jedes Jahr zu Pfingsten findet in Leipzig das „europaweit größte Wave-Gothik Treffen“ statt, bei dem 15 000 bis 20 000 „Gothik-Fans“ die über das gesamte Stadtgebiete verteilten Veranstaltungen besuchen. Angelockt werden sie vor allem von den zahlreichen Konzerten verschiedenster Stilrichtungen wie Neo-Folk, Black-Metal, Electronic Body Music (EBM) usw. Des Weiteren gibt es zahlreiche Stände mit entsprechender Kleidung und Accessoires für das oft Detail verliebte Outfit der TeilnehmerInnen, und sogar die großen Einkaufsketten wie Karstadt und Galeria Kaufhof lassen es sich nicht nehmen, ihren Eingangsbereich mit allem, was schwarz ist, zu füllen. Bezeichnend ist zudem das so genannte „heidnische Dorf“, in dem Personen in hemdartigen Wämsern und wollenen Umhängen für die Dauer des Festivals wohnen und mit schweren, selbst gefertigten Hämmern, Doppeläxten und Schwertern „alte“ Handwerks- und Kampftechniken vorführen und so einer breiteren Öffentlichkeit näher bringen wollen.

 

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Prähistorie im Nationalsozialismus

Prähistorie im Nationalsozialismus: Ein Vergleich der Schriften von Herbert Jankuhn und Hans Reinerth zwischen 1933 und 19391

von Katharina Krall
Betrachtet man die Prähistorie im Nationalsozialismus, ergibt sich trotz umfangreicher Forschertätigkeit in den letzten Jahren immer noch ein sehr unterschiedliches Bild. Deutlich geworden ist jedoch, dass es kaum Widerstand gegen den Nationalsozialismus gegeben hat, dass der Nationalsozialismus von der großen Mehrheit der Prähistoriker sogar begrüßt worden ist. Uta Halle wies in ihrer Habilitationsschrift »›Die Externsteine sind bis auf weiteres germanisch‹. Prähistorische Archäologie im Dritten Reich« (HALLE 2002a; DIES. 2002b) besonders deutlich nach, dass es fast nie Handlungs- oder Interpretationsvorgaben seitens der zuständigen Partei- oder Staatsstellen gab, sondern dass die Eigeninitiative der Prähistoriker eine sehr große Rolle spielte.

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Willkommen

Wer sind wir?

Die Arbeitsgemeinschaft „Theorien in der Archäologie” (AG TidA) wurde als Verein im Jahr 2012 gegründet. Sie steht in Tradition der Arbeitsgemeinschaft „Theorie in der Archäologie“ (T-AG). Unsere Mitglieder treten für die nachhaltige Reflexion, Diskussion und Einbindung von Theorien in der deutschsprachigen und internationalen Archäologie ein.

Was sind unsere Ziele?

Die AG TidA möchte die Diskussion um theoretische und methodologische Konzepte in der Archäologie anregen und fördern. Zugleich bildet der Austausch mit anderen Wissenschaften und der Öffentlichkeit einen zentralen Bestandteil der Vereinsarbeit. Wir bringen uns aktiv in den Dialog um Grundsatzfragen der Archäologie ein, in dem wir unsere Mitglieder bei der Organisation von Tagungen und Diskussionsveranstaltungen unterstützen, sowie Publikationen zu den entsprechenden Schwerpunkten fördern und herausgeben.

Arbeitsgemeinschaft Theorien in der Archäologie