Kurzer Tagungsbericht “Archäologische Schulsammlungen: gestern – heute – morgen“

Ein Gastbeitrag von Judith Schachtmann

Teilnehmende der Tagung “Archäologische Schulsammlungen: gestern – heute – morgen“ im Leibniz-Zentrum für Archäologie in Mainz

Wie wenig bislang über archäologische Schulsammlungen bekannt ist, zeigte die zweitägige Tagung im Mainzer Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) vom 15. bis 16. November 2024. Ausgerichtet von der AG Wissenschaftsgeschichte der AG Theorien in der Archäologie und dem LEIZA, präsentierten dreizehn Referentinnen und Referenten aus Deutschland und Österreich ihre Forschungsergebnisse. Neben historischen Darstellungen zur Entstehung von Schulsammlungen in Sachsen, Schlesien, Ostpreußen, Tirol und der Stadt Halle, wurden Beispiele zur heutigen Vermittlungsarbeit von archäologischen Sammlungsobjekten vorgestellt. Wie archäologische Erkenntnisse zukünftig in die Lehrer*innenausbildung und in den Schulalltag einbezogen werden könnten, veranschaulichten weitere Beiträge. Ein Highlight war der Abendvortrag Thomas Todes zum Thema Vorgeschichte im Schulfunk der späten 1920er und frühen 1930er Jahre. Anhand des Hörstücks „Haithabu, die alte Wikingerstadt“ (1929) des Kieler Vorgeschichtlers und Reichsbundmitgliedes Alfred Tode (1900–1996) für die Nordische Rundfunk AG (NORAG), das zu den ältesten erhaltenen Radioaufnahmen gehört, wurde die Dramaturgie und Wirkung der damaligen Hörspiele dargestellt. Reger fachlicher Austausch zwischen den einzelnen Vorträgen rundete die Tagung ab.

Programm „From Different Worlds – Interdisziplinäre Kombination und Adaption von Theorien in den Altertumswissenschaften“

Gemeinsamer Workshop des Instituts für Altertumswissenschaften, des Profilbereichs „40,000 Years of Human Challenges“ der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Workshop-Reihe der AG TidA „Theory in Practice“

Ort: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Fakultätssaal im 7. Stock der Naturwissenschaftlichen Fakultät, Johann-Joachim-Becher-Weg 21 (Campusgelände), 55128 Mainz
Datum: 31.01.–01.02.2025
Organisation:
Dr. Monika Zöller-Engelhardt (IAW | Ägyptologie, JGU Mainz)
Dr. Sarah Scoppie (LAD Regierungspräsidium Stuttgart)
Dr. Stefan Schreiber (Theoretische Archäologie, LEIZA, Mainz)
Tina Beck, M.A. (Ägyptologie, FU Berlin)

Der Workshop ist an ein Barcamp-Format angelehnt: Am ersten Workshop-Tag führt eine Keynote-Lecture in die Thematik ein, danach werden in 20-minütigen Vorträgen Herangehensweisen, bestpractice-Beispiele sowie Herausforderungen in der theoriegeleiteten Forschung präsentiert und mit dem Plenum diskutiert. Am zweiten Workshop-Tag bestimmen die Teilnehmerinnen selbst, zu welchen Aspekten vertiefender Input und Austausch gewünscht wird – in Kleingruppen werden dann konkrete Ansätze diskutiert, weiterentwickelt und „erprobt“. Am Nachmittag des zweiten Tages führen die Teilnehmerinnen ihre Ergebnisse wieder zusammen.
Wir laden alle Interessierten hierzu herzlich ein und insbesondere den zweiten Workshop-Tag aktiv mitzugestalten.

Die Teilnahme-Anmeldung ist bis 26.01.2025 per Email möglich: differentworlds@uni-mainz.de


PROGRAMM

Freitag, 31.01.2025

09:00 • Ankommen und Kaffee
09:30 • Begrüßung & Einleitung
09:45 • Keynote • Kerstin P. Hofmann (Frankfurt a.M.) • Kreatives ÜberSetzen? Zur (Weiter-)Entwicklung von Theorien und Konzepten aus Sicht einer prähistorischen Archäologin
10:30 • Raphael Berger (Basel) • Soziale Welten: Verflechten von Netzwerk-Theorien à la Posthumanismus
11:00 • Kaffeepause 
11:30 Mirja Biehl (Marburg)Grenzen und Potential der Anwendung von Theorien der Cognitive Science of Religion auf die Griechische Religion
12:00 Matthieu Götz (Berlin) Vernetzte Bilder
12:30Susanne Deicher (Wismar) Auerbachs Keller. Über die unerwartete Aktualität eines literaturwissenschaftlichen Ansatzes der 1930er Jahre für die Ägyptologie
13:00 • Mittagspause
14:30 Sabine Neumann (Marburg) Das Konzept des Social Imaginary und seine Adaption für die Untersuchung von antiker Religion
15:00 Johannes Bach (Würzburg) Geschichts- und Historiographietheorien als Chance für die Assyriologie
15:30 • Kaffeepause
16:00 Shumon T. Hussain (Köln) (Kybernetische) Makro-Archäologie der Technosphäre(n)
16:30 Stefan Schreiber (Mainz) Parasitäre Theorien oder interdisziplinäre Solidarität? Zu Mikropolitiken „archäologischer“ Theoriearbeit im Rahmen einer Eigenbeobachtung
17:00 Abschluss und Organisation der Barcamps

Samstag, 01.02.2025

09:30Ankommen und Kaffee
10:00Begrüßung, Einleitung und Organisation der Barcamps
10:20Spotlight 1: Monika Zöller-Engelhardt (Mainz)
10:30Barcamp-Runde 1
12:00Mittagspause
13:30Spotlight 2: Tina Beck (Berlin)
13:40Barcamp-Runde 2
15:10Vorstellung der Ergebnisse der Barcamp-Runden
15:45Abschlussdiskussion


ABSTRACTS

Kreatives ÜberSetzen? Zur (Weiter-)Entwicklung von Theorien und Konzepten aus Sicht einer prähistorischen Archäologin

Kerstin P. Hofmann, Römisch-Germanische Kommission Frankfurt a. M.

Aus Perspektive einer in verschiedenen Verbundforschungsprojekten arbeitenden prähistorischen Archäologin soll in diesem Beitrag der Umgang mit Theorien und Konzepten und ihre (Weiter-)Entwicklung thematisiert werden. Hierfür wird zunächst diskutiert, inwiefern wir es in den Altertumswissenschaften mit zahlreichen „different worlds“ nicht nur in Bezug auf Disziplinen zu tun haben; wobei die Fragen, was eigentlich fremd, anders und eigen bedeutet und vergleichbar ist, eine wichtige Rolle spielen. Danach soll der Blick auf Theorien und ihre Mobilität gelenkt werden: Was wird hierunter alles verstanden und was zeichnet diese aus? Anschließend werden verschiedene Arten des Transfers und der Transformation von Theorien sowie mögliche Ansätze, Vorgehensweisen und Hilfsmittel vorgestellt. Hierbei stellt sich auch immer wieder die Frage, wieviel Kreativität und Innovation, wieviel Reflexion, Prüfung und Rückbindung bzw. Einbettung gewünscht ist bzw. als notwendig betrachtet wird. Sich zwischen Universalität und Diversität bewegend wird dabei für ein wissensgeschichtlich fundiertes und dialogisches ÜberSetzen von Theorien und Konzepten plädiert.


Soziale Welten: Verflechten von Netzwerk-Theorien à la Posthumanismus 

Raphael Berger, Universität Basel

In den vergangenen Jahrzehnten sind in verschiedenen Disziplinen Netzwerkideen entwickelt und auf unterschiedliche Weisen angewandt worden. Einige dieser Ideen sind explizit posthumanistisch, dezentrieren den Menschen und können dadurch den Fokus auf Dinge, die Quellen der prähistorischen Archäologie, verschieben. Im Rahmen meiner Dissertation werde ich Ideen der Akteur*innen-Netzwerk-Theorie1 mit sog. Sozialen Netzwerkanalysen verflechten und dadurch eine konkrete Methodik entwickeln, um Soziale Welten in der unteren Thunerseeregion und über die Alpen hinweg zu untersuchen. So sollen Fragen nach sozialer Zugehörigkeit, Formen sozialer Ungleichheit und Differenzierung in der Siedlungs- und Bestattungsweise aus einer posthumanistischen Perspektive diskutiert und zentrale Begriffe für die prähistorische Archäologie neu konzeptualisiert werden. 

Das vom SNF geförderte Projekt startet im Oktober 2024 und im Rahmen des Workshops sollen erste konzeptuelle Entwürfe zur Diskussion gestellt werden.

  1. Der Begriff des Akteur*innen-Netzwerks wurde explizit für die Benennung archäologischer Akteur*innen entwickelt (Publikation in Vorbereitung) ↩︎

Grenzen und Potential der Anwendung von Theorien der Cognitive Science of Religion auf die Griechische Religion

Mirja Biehl, Philipps-Universität Marburg

In meinem Vortrag will ich kritisch hinterfragen, inwieweit bestimmte Theorien aus der Cognitive Science of Religion (CSR) auf die Forschung zu griechischer Religion, spezifischer auch zum Verhältnis von Natur und Kult in der griechischen Religion als Teil meiner Dissertation in der Klassischen Archäologie angewendet werden können. Dabei soll untersucht werden ob Theorien wie Minimally counterintuitive concepts (MCI) und Hyperactive agency detection (HAD) überhaupt auf antike bzw. griechische Religion (Heiligtümer, Kulte und Gottheiten) übertragen werden können, ob sie einen Beitrag zum Verständnis antiker Religion und der Erklärung überlieferter Phänomene liefern und auch ob es nötig bzw. möglich ist Veränderungen, Erweiterungen oder Einschränkungen der Modelle und Theorien spezifisch für antike bzw. griechische Religion vorzunehmen.


Vernetzte Bilder

Matthieu Götz, Freie Universität Berlin

Anhand des Entwurfs für eine Methode zur Rekonstruktion teilweise zerstörter Malereien in einem kürzlich freigelegten Mastabagrab in Dahschur/Ägypten soll gezeigt werden, dass sich strukturalistische Methoden für die Archäologie produktiv nutzen lassen. Anders als bei der von Claude Lévi-Strauss für die Sozialanthropologie entwickelten Strukturalen Anthropologie – die in den 1970er und 1990er Jahren versuchsweise auf archäologische Untersuchungen übertragen wurde – werden im hier vorgestellten Ansatz auch ontologische Analysen und spezifische (kulturelle) Verflechtungen berücksichtigt. Über die so erfolgte Einordnung der noch erhaltenen Malereien der Mastaba soll versucht werden, Aussagen über die nicht mehr vorhandenen Teile der Dekoration zu treffen.


Auerbachs Keller. Über die unerwartete Aktualität eines literaturwissenschaftlichen Ansatzes der 1930er Jahre für die Ägyptologie 

Susanne Deicher, Hochschule Wismar

Philippe Descolas Buch Les Formes du Visible. Une anthropologie de la figuration (2021) liegt Erich Auerbachs Aufsatz Figura (1938) titelgebend zugrunde. Unter „Figuration“ ist demnach nicht etwa das Gegenteil von abstrakter Kunst zu verstehen, sondern vielmehr eine aus dem antiken Konzept der ‚Gestalt‘ (Figura, Typos) entwickelte Kunst der Rhetorik und der „Figuraldeutung“ (Auerbach), aus der im Spätmittelalter ein Konzept des Kunstwerks als quasi-lebendiger, sprachbegabter Gestalt entstand. Die vier verschiedenen Typen einer „Ontologie“, die Descola in Par-delà nature et culture (2005) skizziert hatte, möchte der Autor aus den Kunstwerken der Kulturen der Welt deutend zurückgewinnen, wobei das Prinzip eines virtuellen Eigenlebens der Werke Beachtung findet.

Für die Ägyptologie ist dieser Entwurf einer Weltkunstgeschichte von großem Interesse. Mithilfe der von Descola vorgeschlagenen semiotischen Methodik kann, wie an einem Beispiel gezeigt werden soll, die im Fach lange hilfsweise als „Hieroglyphizität“ (H.W. Müller, Assmann, u.a.) etikettierte Sprachnähe vieler Kunstwerke präzise gefaßt und im Sinne einer Bildrhetorik gedeutet werden. 


Das Konzept des Social Imaginary und seine Adaption für die Untersuchung von antiker Religion 

Sabine Neumann, Marburger Centrum Antike Welt, Philipps-Universität Marburg

Wie lassen sich für eine multikulturell vorgestellte Antike Veränderungen in religiösen Praktiken und Vorstellungen in den sich wandelnden sozialen und historischen Gegebenheiten untersuchen? Wie verändern religiöse Akteur:innen durch ihr Handeln und speziell durch Institutionalisierungen ihre Gesellschaft(en)? Wie ‚konstruieren‘ wir, als heutige Forschende, antike Religion und produzieren dabei Prozesse der Orientalisierung im griechischen Kontext? 

In meinem Vortrag möchte ich das von dem Philosophen Cornelius Castoriadis geprägte Konzept des Social Imaginary vorstellen, um die fluide Natur antiker Religion zu beschreiben, indem über unidirektional gedachte Machtprozesse hinausgewiesen wird und stattdessen die kreativen Aspekte in interkulturellen Verflechtungen zwischen verschiedenen Kulturen und Gesellschaften erfasst werden. Das Imaginäre wird dabei als ein unabhängiger und konstitutiver Teil der sozialen Wirklichkeit vorgestellt und im Sinne Castoriadis’ als Hervorbringung von Sozialem verstanden. 


Geschichts- und Historiographietheorien als Chance für die Assyriologie

Johannes Bach, Julius-Maximilians-Universität Würzburg

In den mesopotamischen Altertumswissenschaften haben sich, nach dem Auslaufen der letzten größeren fachinternen Diskussion des Themas vor ca. 20 Jahren, theoretische Zugänge zu Geschichte und Geschichtsschreibung bisher nicht fest etablieren können. Bei der Betrachtung assyriologischer „Definitionen“ etwa von Geschichtsschreibung fällt auf, dass viele Forscher*Innen sich oft auf nur ein oder ein paar definierende Merkmal konzentrieren, und das anstehende Material entsprechend filtern. Ohne einen theoretisch-methodologischen Unterbau, zudem auch die selbstkritische Analyse des eigenen „Geschichtenschreibens“ gehören muss, bleiben solche subjektiv bis manchmal naiven Ansätze wenig ergiebig. Gleichfalls finden sich immer noch rekonstruktionistische Geschichtsansätze, ebenso wie ein nur geringes Bewusstsein für die Tropologie der darstellenden Sprache oder die problematische Projektion des modernzeitlichen „Kollektivsingulars“ Geschichte auf alteritäre antike Kulturen. Ich möchte eine Reihe von Theorieansätzen vorstellen, mit denen die Verhältnisse in der Assyriologie vielleicht nicht sofort grundlegend reformiert, aber hoffentlich kontinuierlich hin zu einer größeren Bewusstheit der Problematiken verändert werden können. 


(Kybernetische) Makro-Archäologie der Technosphäre(n)

Shumon T. Hussain, MESH – Multidisciplinary Environmental Studies in the Humanities & Institut für Ur- und Frühgeschichte, Universität zu Köln

Im Brennglas gegenwärtiger Anthropozän-Diagnosen geht in den letzten Jahren unter dem Stichwort „Technosphäre“ ein Gespenst umher. Dieses Gespenst, auch wenn es die archäologische Forschung bisher kaum tangiert hat, droht eingeübte Gewissheiten und Vorgehensweisen zur Erforschung von Langzeitentwicklungen technisch-materieller Welten und deren Relevanz – angeblich eine Kernkompetenz archäologischer Fächer – bis aufs Mark zu erschüttern, ja teilweise sogar ad absurdum zu führen. Das hat zwei wesentliche Gründe: zum einen wirft der „tiefenzeitlich-geologische“ Zuschnitt von Technosphären die Frage nach Scale, Scope und Stratigraphie radikal neu auf und fordert eine ernstgenommene „makroarchäologische“ Perspektivierung ein; zum anderen insinuiert das Konzept eine gewisse, wenn auch historisch-situierte „Fremdaktivität“ technisch-materieller Totalitäten und wirft so das Problem von Komplexität, Pfadabhängigkeit und Selbstorganisation neu auf. Für die Archäologie birgt diese Perspektivenverschiebung erhebliches transformatives Potenzial, verspricht aber gleichzeitig einen zentralen und genuin archäologischen Beitrag zu einem wesentlichen Thema unserer Zeit.


Parasitäre Theorien oder interdisziplinäre Solidarität? Zu Mikropolitiken „archäologischer“ Theoriearbeit im Rahmen einer Eigenbeobachtung

Stefan Schreiber, LEIZA Mainz

Meist treffen in Vorbereitung und Durchführung archäologischer Theoriearbeit Haltungen des disziplinär Defizitären (in der Archäologie könne nicht bewiesen, niemand befragt werden) auf Haltungen des eigenen Defizitären („Muss ich jetzt alle theoretischen Aspekte anderer Disziplinen kennen, wie soll ich das auch noch leisten?“). Um dieser Haltung zur Perfektion und Vollständigkeit entgegenzuwirken, möchte ich Theoriearbeit nicht als einen geplanten Entwurf einer konsistenten Theoriearchitektur beschreiben, sondern den Blick auf vielfältige Mikropolitiken ko-konstitutiver und kollaborativer Theoriearbeit lenken. Solchen Mikropolitiken folgen nicht immer logisch-rationalen Intentionen und Gründen sowie disziplinären Erfordernissen, sondern sind durchzogen von einem Feld wechselseitiger Entscheidungen, Stimmungen, Poetiken und Affekte unterschiedlicher Ko-Akteur*innen. Sie spannen ein Feld auf, das ich einerseits mit Michel Serres’ Figur des Parasitären, andererseits mit einer Haltung interdisziplinärer Solidarität umreißen möchte.

„Der Neue Materialismus ermöglicht eine gesamtheitliche Überholung unserer Interpretation der Vergangenheit; es handelt sich um ein Paradigmenwechsel für die Archäologie.“

Ein Gastbeitrag von Elena Dratva

Dr. Stefan Schreiber ist theoretischer Archäologe am Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) in Mainz, das zweitgrößte Forschungsinstitut für Archäologie in Deutschland. Mit Denkansätzen aus der theoretischen Strömung des „Neuen Materialismus“ sieht er Chancen für sein Fach. Im März 2025 ist zum Thema „Die Dinge einmal anders betrachten – Neuer Materialismus in der Archäologie“ erstmals eine Tagung im deutschsprachigen Raum angesetzt.

Ausgehend von der posthumanistischen Kritik am Anthropozän, die den rücksichtlosen Umgang des Menschen mit seiner Umwelt verurteilt, werden seit den 1980er Jahren Denkmodelle entwickelt, um die Hierarchien zwischen Menschen und Umwelt zu ebnen. Der Neue Materialismus ist eine Denkschule, die die Beziehung des Menschen zu Technologie, Natur und Umwelt neu interpretiert; das Verständnis von Gesellschaft wird ausgeweitet auf nicht-menschliche Partizipanten. Nach dieser Auffassung haben Pflanzen, Tiere und nicht-lebendige Gegenstände ihre eigene Wirkmacht und Teilhabe an gesellschaftlichen Strukturen und Phänomenen. Diesen nicht-menschlichen Akteuren wird ein „Eigenleben“ oder auch ein „Eigenwillen“ eingeräumt, den es mitzudenken gilt.

Stefan Schreiber nennt das Beispiel einer Grabungsstätte in Sachsenhausen, Oranienburg. Im Boden des ehemaligen Konzentrationslagers könnten gefährliche Überreste von medizinischen Experimenten sein, daher ist besondere Vorsicht geboten bei der Ausgrabung. „Plötzlich wirkt der Boden nicht wie ein passives, totes Feld, sondern eine leibhafte Bedrohung – der Boden wirkt als Akteur mit und beeinflusst, wie wir ihn untersuchen können.“ Genau diese Art und Weise, Einfluss zu nehmen, ist gemeint, wenn von Wirkmacht oder Eigenwillen der Dinge die Sprache ist. Aber es gibt auch banalere Beispiele aus dem Alltag. „Wer hat seiner Katze, seinem Auto noch keinen Namen gegeben?“, sagt Stefan Schreiber. „Die Dinge und nicht-menschlichen Akteure nehmen genauso Teil an uns wie wir an ihnen.“

Ein veränderter Kultur- und Realitätsbegriff könnte sich massiv auf archäologische Fragestellungen und Resultate auswirken, zumal materielle Überreste von menschlichen Leben im Zentrum der Untersuchungen stehen. Im Rahmen der geplanten Tagung möchte Schreiber den Neuen Materialismus als Werkzeug benutzen, um überholte Herangehensweisen langfristig umzudenken. Denn die Archäologie, ebenso wie verwandte Fächer der Ethnologie und Kulturanthropologie, fußt auf wissenschaftlichen Traditionen aus einer kolonialen und imperialen Vergangenheit. Mit seinen Ambitionen trifft Schreiber durchaus auf Widerstände im Kollegium. Unter anderem befürchten Archäolog:innen, dass kritische Denkansätze ihre erlernten Praktiken als obsolet erscheinen lassen. Alle Grundsätze über den Haufen zu werfen, sei aber keineswegs sein Ziel, betont Schreiber. Ihm sei nur wichtig anzuerkennen, dass verschiedene Zugänge zu Fragestellungen bereichernd seien, und wünsche sich mehr Experimentierfreudigkeit.

Die jüngeren Entwicklungen stimmen ihn dennoch hoffnungsvoll, dass sein Fach zu aktuellen und politisch relevanten Fragen beitragen kann. Wenn es darum geht eine Zukunft zu entwerfen, die weniger zerstörerisch für Mensch und Umwelt ist, kann die Archäologie Inspiration liefern: „Das Schöne an der Archäologie ist, dass sie keine Utopien schreibt, sondern Beweise liefert für Gesellschaftsmodelle, die schonmal ganz anders funktioniert haben.“

Der Gastbeitrag basiert auf einem Interview, geführt von Elena Dratva mit Stefan Schreiber am 25. September 2024 in Mainz

Tagung „Archäologische Schulsammlungen: gestern, heute und morgen“

Tagung der AG Wissenschaftsgeschichte der TidA gemeinsam mit dem Leibniz-Zentrum für Archäologie am 15.–16. November 2024 in Mainz

Mit dem wachsenden Interesse und der zunehmenden Professionalisierung der Archäologie Ende des 19. Jhs. und zu Beginn des 20. Jhs. (Klassische, Provinzialrömische, Prähistorische Archäologie) entstanden in Deutschland erste archäologische Schulsammlungen. In der Nachkriegszeit gerieten sie, im Gegensatz zu naturwissenschaftlichen Schulsammlungen, zunehmend in Vergessenheit.

Trotz ihrer Bedeutung für die unterschiedlichen pädagogischen Konzepte im schulischen Umfeld sind in der Regel nur allgemeine Informationen über Schulsammlungen bekannt. Es fehlen vor allem detaillierte Aussagen zur Entstehung der Schulsammlungen bspw. wie, wann und von wem sie angelegt wurden und welchen Sammlungsschwerpunkten sie folgten. Welchen Themen und Inhalten widmeten sich die zahlreichen Schulausstellungen und welche Rolle nahmen die Schulsammlungen ein? Des Weiteren ergeben sich in diesem Zusammenhang Fragen nach dem Herstellungsort und der Herstellungsweise von Nachbildungen bzw. Modellen sowie deren Nutzung im Unterricht. Ebenso unklar ist auch, ob und wo sich die zahlreichen Sammlungen erhalten haben und welchen (Sammlungs-)Wert sie heute noch besitzen. Diesen und weiteren damit einhergehenden Themen widmet sich die Tagung.

TAGUNGSORT
Leibniz-Zentrum für Archäologie, Vortragssaal, Ludwig-Lindenschmit-Forum 1, D–55116 Mainz

ORGANISATION
Judith Schachtmann M. A. (LDA, Berlin)
Dr. Annette Frey (LEIZA, Mainz)
Dr. Jörg Drauschke (LEIZA, Mainz)
Reena Perschke M. A. (Berlin)

PROGRAMM

Freitag 15.11.
9:30 – 9:40 Uhr
Begrüßung: Organisationsteam

9:40 – 10:00 Uhr
Judith Schachtmann/Reena Perschke (Berlin): Archäologische Schulsammlungen – eine kurze Einführung

Moderation: Jörg Drauschke

10:00 – 10:30 Uhr
Miriam Sénécheau (Freiburg): Vom Original zum virtuellen Raum: Die „Replikensammlung Geschichte und Archäologische Sammlung Punin“ der Pädagogischen Hochschule Freiburg

10:30 – 11:00 Uhr
Matthias Baumann (Freiburg, online): Geschichtsvermittlung mit interaktiven Medien und Virtual Reality

11:00 – 11:30 Uhr – Pause

Schulsammlungen gestern

11:30 – 12:00 Uhr
Markus Walz (Leipzig): Forschende Lehrer, grabende Schüler zwischen Museums- und Schulgeschichte

12:00 – 12:30 Uhr
Tom Gärtig/Thomas Grunewald (Halle): Die „Antiquitäten“ in der Kunst- und Naturaliensammlung der
Franckeschen Stiftungen – eine unbekannte Sammlungsgeschichte

12:30 – 14:00 Uhr – Mittagspause

Moderation: Judith Schachtmann

14:00 – 14:30 Uhr
Reena Perschke (Berlin): Vorgeschichte in den Geschichtsunterricht – historische Grundlagen für Schulsammlungen mit Beispielen aus Schlesien

14:30 – 15:00 Uhr
Heino Neumayer (Berlin): Schulsammlungen in Ostpreußen. Auf der Suche nach der verlorenen Archäologie

15:00 – 15:30 Uhr – Pause

15:30 – 16:00 Uhr
Annette Frey (Mainz): Kopien und Modelle aus dem RGZM in Schul- und anderen Sammlungen

16:00 – 16:30 Uhr
Florian Martin Müller (Innsbruck): Archäologische Sammlungen an geistlichen Schulen in Nord- und Südtirol Archäologie und Unterricht

16:40 – 17:20 Uhr
Thomas Tode (Hamburg): „Deutsche Vorgeschichte im Schulfunk“. Alfred Todes archäologische Hörspiele 1929–1933 (mit Hörbeispielen)


Samstag 16.11.
Schulsammlungen heute und morgen

Moderation: Reena Perschke

09:30 – 10:00 Uhr
Bernd Wagner (Leipzig): Historisches Sachlernen in schulbezogenen Sammlungen

10:00 – 10:30 Uhr
Juliane Lippok (Berlin): Die Dauerausstellung Schulgeschichte:n. Neue Vermittlungsansätze im Kulturhistorischen Museum Magdeburg

10:30 – 10:45 Uhr – Pause

10:45 – 11:15 Uhr
Christopher Staab (Leipzig): Die Historisch-Archäologische Schulsammlung an der Max-Klinger-Schule in Leipzig

11:15 – 12:00 Uhr – Abschlussdiskussion

12:15 Uhr – Führung durch das LEIZA

Verabschiedung

CFP „Die Dinge einmal anders betrachten – Neuer Materialismus in der Archäologie“

Gemeinsame Tagung der AG Theorien in der Archäologie (TidA) mit dem Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) in Mainz, dem Exzellenzcluster ROOTS und dem Marburger Centrum für Antike Welt (MCAW) vom 20.-21.03.2025

Sind die Dinge noch so, wie wir denken? Die Archäologie und verwandte Wissenschaften beschäftigen sich maßgeblich mit materieller Kultur, doch haben die Dinge neuerdings ein „Eigenleben“ gewonnen. Perspektiven aus der Forschung des Neuen Materialismus haben das humanistische Wissenschaftsverständnis auf den Kopf gestellt. Dinge sind mehr als nur von und für Menschen gefertigte Objekte, sondern Dingversammlungen, Assemblagen und materielle Formen des Zusammenlebens. In unserer Tagung gehen wir über ein Verständnis von Dinge als Bedeutungsträger, Symbole oder Medien hinaus und wollen neue Perspektiven in die wissenschaftliche Diskussion einbringen.

Ausgehend von den philosophischen Arbeiten von Gilles Deleuze, Felix Guattari und anderen gibt es verschiedene Ansätze zu einer posthumanistischen Bewertung von Dingen, die ein ganzes Spektrum neuer Perspektiven einbringen: von relationalen Verflechtungen, über multiple Ontologien bis hin zu Vorstellungen von vibrant matter. Der in diesem Zusammenhang ausgerufene Ontological Turn, der auf die potentiell sehr unterschiedlichen Weltanschauungen und Realitäten fokussiert, rückt die veränderte Rolle von Menschen, anderen Lebewesen, Dingen und Konzepten in den letzten Jahren in den Blick archäologischer Theoriebildung.

Die theoretischen Positionen des Neuen Materialismus haben u. E. gemeinsam, dass sie die Dingeauf andere Weise betrachten und ernstnehmen: 1) Dinge waren und sind aktiv an sozialen Prozessen beteiligt und keine passiven Objekte; 2) Dinge sind mehr als Materie und ihre Bedeutung; sie sind transformierende, lebhafte, eigensinnige Kräfte, deren Potentiale oft unverfügbar bleiben können; 3) Materie bildet keine stabilen und statischen Entitäten sondern befindet sich im ständigen Fluss. Diese drei Aspekte verweisen auf die Notwendigkeit, bestehende Vorstellungen dualistischer und dichotomischer Trennungen wie Natur /Kultur, Körper / Geist, materiell / sozial oder lebendig / tot theoretisch zu überarbeiten.

Für ein relationales und dynamisches Verständnis materieller Welten werden daher auch neue Konzepte benötigt, wie Kollektive, soziale Gefüge, Assemblagen / agencements, Netzwerke und Material Flows. Diese legen den Fokus auf die Veränderungen, Beziehungen und Emergenzen, anstatt auf essentialistische Eigenschaften und autonome Entitäten.

In der Archäologie konzentrieren sich diese Ansätze in der Regel auf die Ontologien vergangener Gesellschaften und die Art und Weise, wie sie ihre Welt(en) betrachteten und lebten. Dazu werden oft Querverbindungen zu verwandten theoretischen Ansätzen gezogen. Das betrifft z. B. den Neuen Animismus, Feministischen Materialismus, Neuen Vitalismus, Multispecies-Ansätze, Theorien der Inter- und Transkorporalität, oder Assemblage-Theorien. Mithilfe solcher Ansätze wird untersucht, wie Dinge in archäologisch untersuchbaren Zusammenhängen materialisiert, transformiert, platziert, behandelt, eingebettet oder bewahrt wurden.

Mit unserer Tagung wollen wir genau solche archäologischen Anknüpfungen thematisieren und die Dinge einmal anders betrachten:

  • Wie lässt sich unter der Forschungsperspektive des Neuen Materialismus das Zusammenleben von Menschen, Tieren und Dingen in der Vergangenheit neu verstehen?
  • Welche Auswirkungen hat der Neue Materialismus auf archäologisches Arbeiten wie Ausgraben und Kategorisieren, Restaurieren und Konservieren, Interpretieren und Quantifizieren, Konzeptualisieren und Theoretisieren sowie Ausstellen und Vermitteln?
  • Welche neuen Herausforderungen und Zugangsweisen, Fragestellungen und Perspektivenergeben sich aus der Perspektive des Neuen Materialismus?
  • Wie stellt sich Archäologie jenseits von Dualismen in einer relationalen Denkweise dar?

Wir akzeptieren Beiträge für die zweitägige Tagung, die sich z. B. mit folgenden Aspekten in Bezug zum Neuen Materialismus auseinandersetzen: posthumanistische Narrative, Assemblagen, archäologische Kategorien, Körperverflechtungen, Architektur, Kunst. Zugleich sind auch Beiträge zum Einfluss des Neuen Materialismus auf archäologische Aufzeichnungen, Ausgrabungen, und Merkmalsbildungen willkommen.

Vorschläge für Vorträge oder Poster können mit einer maximalen Anzahl von 200 Wörtern bis zum 15.12.2024 an newmaterialism@posteo.de gesendet werden.

Eine Publikation der Tagung ist geplant.

Keynote Speaker: Ben Jervis (University of Leicester, UK)

Organisation: Sarah Bockmeyer (EXC ROOTS, Kiel), Sabine Neumann (Marburger Centrum AntikeWelt, Marburg), Stefan Schreiber (LEIZA, Mainz

Empfohlene Literatur:

  • Barad, Karen. 2007. Meeting the Universe Halfway: Quantum Physics and the Entanglement of Matter and Meaning. Durham, London: Duke University Press.
  • Ben nett, Jane. 2020. Lebhafte Materie: Eine politische Ökologie der Dinge. Berlin: Matthes & Seitz.
  • Deleuze, Gilles and Felix Guattari. 1997. Tausend Plateaus. Kapitalismus und Schizophrenie. Berlin: Merve.
  • Haraway, Donna J. 2018. Unruhig bleiben: Die Verwandtschaft der Arten im Chthu/uzän. Frankfurt a. M., New York: Campus.
  • Harris, Oliver J. T. 2021. Assembling Post Worlds: Materials, Bodies and Architecture. Abington, New York: Routledge.
  • Hoppe, Katharina and Thomas Lemke. 2021. Neue Materialismen zur Einführung. Hamburg: Junius.
  • Jervis, Ben. 2018. Assemblage Thought and Archaeology. Abingt on, New York: Routledge.

CFP „From Different Worlds – Interdisziplinäre Kombination und Adaption von Theorien in den Altertumswissenschaften“

Ein gemeinsamer Workshop in der Reihe „Theory in Practice“ der AG Theorien in der Archäologie (TidA) und des Profilbereichs „40,000 Years of Human Challenges“ der Johannes Gutenberg-Universität Mainz vom 31.01.2025–01.02.2025


Die altertumswissenschaftlichen Fächer nutzen für ihre Analysen häufig Theorien und Methoden anderer wissenschaftlicher Disziplinen, seien es die Kognitionswissenschaften, Psychologie, Linguistik, Soziologie, Kunstgeschichte und viele mehr. Oftmals werden diese Theorien eklektizistisch ausgewählt, unverändert angewandt oder nur geringfügig adaptiert. Besonders spannend wird es aber, wenn die Altertumswissenschaften Theorien und Methoden anderer Disziplinen entlehnen, kombinieren, übersetzen oder in anderem Kontext neu entworfen werden. Durch die innovative Kraft der Altertumswissenschaften können so Forschungsbereiche weiterentwickelt und neu gedacht werden. Hierzu bietet die Erforschung der Vormoderne ein ideales Feld, das einerseits eine longue-durée-Perspektive bietet, aber auch synchrone und diachrone vergleichende Betrachtungen ermöglicht.

Der Workshop möchte ausloten, wie, warum und in welchen Bereichen altertumswissenschaftliche Fächer theoretische Grundlagen neu definieren, vorhandene Theorien und Ansätze adaptieren oder kombinieren, die zuvor noch nicht zusammen gedacht wurden. Ansprechen möchten wir Wissenschaftler*innen, die in ihren Forschungen methodische oder theoretische Überlegungen anderer Forschungsbereiche adaptieren, weiterentwickeln oder neu zusammenfügen möchten. Im Fokus steht das Spannungsfeld zwischen dem innovativen Potential der Altertumswissenschaften und der Operationalisierbarkeit von theoretischen Ansätzen.

Der Workshop ist an ein Barcamp-Format angelehnt: Am ersten Workshop-Tag führt eine Keynote-Lecture in die Thematik ein. Danach besteht die Gelegenheit, in 20-minütigen Vorträgen die eigene Herangehensweise, best-practice-Beispiele sowie Herausforderungen in der theoriegeleiteten Forschung zu präsentieren und mit dem Plenum zu diskutieren. Am zweiten Workshop-Tag bestimmen die Teilnehmer*innen selbst, zu welchen Aspekten vertiefender Input und Austausch gewünscht wird – in Kleingruppen werden dann konkrete Ansätze diskutiert, weiterentwickelt und „erprobt“. Am Nachmittag des zweiten Tages führen die Teilnehmer*innen ihre Ergebnisse wieder zusammen.

Wir möchten Altertumswissenschaftler*innen aller Disziplinen einladen, sich am Workshop zu beteiligen. Bitte senden Sie uns einen Titel und ein Abstract (max. 1000 Zeichen) Ihres geplanten Vortrags bis zum 30. Juni 2024 an differentworlds[at]uni-mainz.de. Wir informieren zeitnah nach der Deadline über die Annahme der Einreichungen. Vorträge sind auf deutsch oder englisch möglich. Wir ermuntern dezidiert junge Wissenschaftler*innen (praedoc/postdoc) sich mit einem Beitrag zu bewerben.

Wir bitten auch um eine Anmeldung für eine Teilnahme ohne Vortrag. Senden Sie uns hierzu bitte eine E-Mail an differentworlds[at]uni-mainz.de.

Anteilig können Reise- und Übernachtungskosten in begründeten Fällen beantragt werden. Wir bitten diesen Bedarf möglichst bereits zusammen mit dem Abstract anzugeben.

Ort: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Fakultätssaal im 7. Stock der Naturwissenschaftlichen Fakultät, Johann-Joachim-Becher-Weg 21 (Campusgelände), 55128 Mainz
Datum: 31.01.–01.02.2025
Organisation:
Dr. Monika Zöller-Engelhardt (IAW | Ägyptologie, JGU Mainz)
Dr. Sarah Scoppie (LAD Regierungspräsidium Stuttgart)
Dr. Stefan Schreiber (Theoretische Archäologie, LEIZA, Mainz)
Tina Beck, M.A. (Ägyptologie, FU Berlin)


Download des CfP als pdf

Reflexionen über die Bildung von Kategorien in der Archäologie: Ein Rückblick auf die gemeinsame Session der AG TidA und AG Geschlechterforschung 2022

Ein Gastbeitrag von Jana Esther Fries, Hanna Jegge & Sophie-Marie Rotermund

Im Zeitraum vom 5. bis 6. April 2022 führten Jana Esther Fries, Hanna Jegge (AG Geschlechterforschung) und Sophie-Marie Rotermund (AG TidA) erfolgreich die gemeinsame Online-Tagung: „Kategorienbildung und dann? Komplexität, Widersprüchlichkeit und Vielfalt archäologisch begreifen“ durch. Ziel der Tagung war es, die theoretischen Grundlagen und Ergebnisse der deutschsprachigen Archäologie im Kontext von Geschlechterfragen zu beleuchten sowie einen breiteren Blick auf die Bildung von Kategorien in der Archäologie insgesamt zu werfen. Die Input-Vorträge und Diskussionen während der Veranstaltung konzentrierten sich auf zentrale Fragen, darunter die Rolle von (starren) Kategorien in der Archäologie, die Formierung von Kategorien in der Geschlechterforschung und die Möglichkeit, in der Archäologie ohne Kategorien zu forschen. Die Tagung bot nicht nur informative Vorträge und Diskussionen, sondern integrierte auch Arbeitsgruppen im bewährten World Café-Format.

Dabei wurden Fragen aufgeworfen, die während der gesamten Tagung weiterverhandelt wurden: Wie werden Kategorien (auch in der Archäologie) gebildet, genutzt und gedacht? Wie tief zieht sich binäres Kategorisieren durch das Fach? Ab welchem Punkt werden Kategorien problematisch und ggf. hinderlich? Welche methodischen Mittel stehen uns zur Verfügung, um mit den vermeintlichen Widersprüchlichkeiten, der Komplexität und eventuellen Vielfalt von Geschlechtern in archäologischer Auseinandersetzung umzugehen? Können wir ohne Kategorien forschen?

Die Auseinandersetzung mit der Bildung von Kategorien erstreckte sich über drei Themenblöcke:

Im ersten Block wurde die Nützlichkeit und Unvermeidbarkeit von Kategorien erörtert. Hierbei wurde betont, dass sorgfältig gewählte Kategorien das Potenzial haben, neue Erkenntnisse zu generieren, während unüberlegte oder rigide Kategorien den wissenschaftlichen Fortschritt behindern können. Archäologische Forschung ganz ohne Kategorien erschien uns schon rein aufgrund der behandelten Datenmengen schwierig.

Der zweite Block widmete sich der Frage, wie Kategorien das Denken einschränken können. Es wurde hervorgehoben, dass die Bildung von Kategorien einen bedeutenden Machtfaktor darstellt und die Grenzen von Kategorien in der Archäologie flexibler gestaltet werden müssen.

Im dritten Block stand die Suche nach einem verbesserten Umgang mit Kategorien im Fokus. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten verschiedene Lösungsansätze, darunter eine kontinuierliche Evaluation und Weiterentwicklung bestehender Kategorien, eine verstärkte Betonung der Beziehungen zwischen den Kategorien und die Vermeidung von binären Denkmustern.

Die Resonanz auf die Tagung war äußerst positiv, und sie wurde als weitaus hilfreicher als herkömmliche Vortragsveranstaltungen wahrgenommen. Teilgenommen haben 35 Personen. Besonders wurde betont, dass die Arbeit an Kategorien eine fortlaufende und unabdingbare Aufgabe ist. Das Interesse der Teilnehmenden an einer Ausweitung der Diskussion über die Bildung von Kategorien auf andere Themenfelder signalisiert einen anhaltenden Bedarf an einem umfassenden Austausch zu diesem komplexen Thema.

Literatur:
JANA ESTHER FRIES, HANNA JEGGE und SOPHIE-MARIE ROTERMUND, Kategorienbildung und dann? Komplexität, Widersprüchlichkeit und Vielfalt archäologisch begreifen, Blickpunkt Archäologie 2/2023, 143–150.

Weitere Informationen wie Programm und Abstracts der Tagung sind hier zu finden.

„Theorie | Archäologie | Reflexion 1: Kontroversen und Ansätze im deutschsprachigen Diskurs“ – jetzt online

Teilband 1 des Sammelbandes „Theorie | Archäologie | Reflexion: Kontroversen und Ansätze im deutschsprachigen Diskurs“ wurde am 18.10.23 veröffentlicht und ist ab sofort open access verfügbar unter: https://doi.org/10.11588/propylaeum.1092.

Das Buch ist auch als Print-On-Demand erhältlich und kann unter der Adresse book-orders@ub.uni-heidelberg.de erworben werden.

Es ist zugleich der erste Band der neu gegründeten TidA-Reihe „Theoriedenken in der Archäologie“: https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/catalog/series/tida.

Den Herausgebern, Autor*innen und allen, die am Entstehen des Bandes und der Reihe mitgewirkt haben, herzlichen Glückwunsch und ein großes Dankeschön.

Frohes Lesen und viele Anregungen.

Programm „MATERIELLE PERSPEKTIVEN ZU ALTER & ALTERN IN DER ARCHÄOLOGIE“

Generiert mittels des Sektionstitels durch die KI Craiyon

Programm der Sektion der AG TidA auf der Verbandstagung des WSVA/MOVA/NWVA in Tübingen am 25.9.2023 (download als pdf), organisiert durch Stefan Schreiber, Martin Renger und Tina Beck

Materielle Perspektiven zu Alter & Altern in der Archäologie. Soziale & somatische Beziehungen zwischen Menschen & Dingen


Montag 25.9.2023, Uni Tübingen, Neue Aula, Raum 05

09:30–10:00 • Martin Renger, Tina Beck & Stefan Schreiber • Materielle Perspektiven zu Alter & Altern in der Archäologie. Eine Einführung

10:00–10:20 • Stefan Scheiber • Zusammen-Alt-Werden. Ontologische Überlegungen zu materiellen Biopolitiken des Alterns

10:20–10:30 • Diskussion

10:30–11:00Kaffeepause

11:00–11:20 • Brigitte Röder • Ein Forschungsfeld in Kinderschuhen: ältere Menschen in der Urgeschichte

11:20–11:30 • Diskussion

11:30–11:50 • Eva Stauch • Alt werden im Frühmittelalter

11:50–12:00 • Diskussion

12:00–12:20 • Karina Iwe • Vorstellungen zu Alter & Altern in der bei den skythenzeitlichen Reiternomaden – lässt sich hierzu überhaupt eine zuverlässige Aussage treffen?

12:20–12:30 • Diskussion

12:30–14:00Mittagspause

14:00–14:20 • Philipp Tollkühn • Alter als Thema in der musealen Bildung und Vermittlung

14:20–14:30 • Diskussion

14:30–15:30 • Tina Beck & Martin Renger • Spotlights und Debatten

15:30–16:00 • Kaffeepause

16:00–17:30 • Mitgliederversammlung der AG TidA


Abstracts

Zusammen-Alt-Werden. Ontologische Überlegungen zu materiellen Biopolitiken des Alterns
Stefan Scheiber

Alt werden ist nicht nur ein biologischer Vorgang, sondern durchzieht auch soziale, politische und kulturelle Bereiche des Lebens. In meinem Vortrag möchte ich all diese Bereiche verbinden und sie als Biopolitiken des Alterns verstehen. Zur Untersuchung solcher (antiken) Biopolitiken stelle ich einige ontologische Überlegungen in den Mittelpunkt. In Anlehnung an die Konzepte des ‚Anders-Werdens‘ bei Gilles Deleuze und Rosi Braidotti, sowie des ‚Gemeinsamen Werdens‘ bei Donna Haraway versuche ich, Altwerden als ‚Zusammen-Alt-Werden‘, als einen nichtlinearen Prozess aus multiplen Brüchen, Verflechtungen, Relationierungen und Materialisierungen zu konzeptualisieren. Dieser wird durch die jeweiligen zu historisierenden materiellen Biopolitiken gesteuert, mit denen über das eigene und fremde Leben, dessen Regulierung, Verbesserung, aber auch Kontrolle, Optimierung und Ausbeutung entschieden wird. Dabei umfassen Biopolitiken einerseits Mikropolitiken sozialer Praktiken, die zwischen einer Vielzahl von Akteuren performativ reproduziert werden. Andererseits werden sie auch durch die Makropolitik gesellschaftlicher Praktiken der Subjektivierung reproduziert. Es gilt daher, für eine Konzeption des ‚Zusammen-Alt-Werdens‘ den Blick auf eben jene Biopolitiken zu werfen, da durch sie erst gemeinsame Erfahrungen des erlebten Miteinander des Altwerdens möglich werden.

Ein Forschungsfeld in Kinderschuhen: ältere Menschen in der Urgeschichte
Brigitte Röder

‚Alter‘ und ‚Altern‘ sind keine biologischen Tatsachen, sondern werden stets kulturell gedeutet. Deshalb beginnt prähistorische Altersforschung hier und heute – und zwar mit einer Reflexion der lokalen und historischen Situierung dieser Konzepte und ihrem potentiellen Einfluss auf die archäologische Forschung. Diese Klärung ist umso wichtiger, als die rund 3 Millionen Jahre lange Urgeschichte mündliche Gesellschaften betrifft, die keine schriftlichen Selbstzeugnisse hinterlassen haben. Andernfalls besteht die Gefahr, Wissenslücken mit heutigen Erfahrungen, Altersbildern und -stereotypen zu füllen.

Den unmittelbarsten Zugang zu individuellen und kollektiven Lebensverhältnissen älterer Menschen in der Urgeschichte erlauben sterbliche Überreste, die von der Prähistorischen Anthropologie im Hinblick auf Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand u.v.a.m. analysiert werden. Aufgrund methodischer Probleme bei der osteologischen Altersschätzung wurden das maximal erreichbare Lebensalter, die mittlere Lebenserwartung und der Anteil älterer Menschen bislang deutlich unterschätzt. Dank verbesserter methodischer Ansätze und neuer paläodemographischer Studien werden diese Fehleinschätzungen nun korrigiert.

Zwar liegen erst wenige Fallstudien vor, doch es zeichnet sich bereits ab, dass auch für die Urgeschichte mit vielfältigen Formen des ‚Älterwerdens‘ und des ‚Altseins‘ zu rechnen ist. Ausserdem verändert Altersforschung den Blick auf prähistorische Gemeinschaften. In der Folge entstehen neue Forschungsfragen – z. B. nach der Bedeutung älterer Menschen in mündlichen Gesellschaften für die Tradierung von kulturellem Wissen, im Hinblick auf ihre Rolle bei der Organisation des Lebensalltags sowie nach Sorgepraktiken und dem Generationenverhältnis. Auch wenn aufgrund der fragmentarischen Quellenlage manche Fragen nicht (restlos) beantwortet werden können, sind sie dennoch produktiv, weil sie ein komplexeres und damit auch realistischeres Bild von urgeschichtlichen Gemeinschaften generieren und zugleich eine Reflexion über ‚Alter(n) hier und heute‘ anregen.

Alt werden im Frühmittelalter
Eva Stauch

Individualität kann sich nur abzeichnen vor dem Hintergrund von Normen – also vor den in einer Gesellschaft üblichen Erwartungen und Verhaltensweisen. Der Vortrag unternimmt den Versuch, sich auf der Basis archäologischer Quellen an die im merowingerzeitlichen Süddeutschland geltenden Normen heranzutasten. Dabei stehen Normen des äußeren Erscheinungsbildes und Rollenerwartungen quellenbedingt im Vordergrund. Die Analyse von 1700 Erwachsenenbestattungen macht deutlich, in welchem Maß äußere Erscheinung und Rollenattribute an Geschlecht und Lebensalter der Bestatteten gebunden sind und eröffnet damit einen Blick auch auf die spezifische Situation alter Menschen. Die Studie offenbart das in der gemeinsamen Analyse archäologischer und anthropologischer Daten liegende Potential für sozial- und mentalitätsgeschichtliche Fragestellungen und eröffnet den Weg in eine archäologische Lebenslaufforschung.

Vorstellungen zu Alter & Altern in der bei den skythenzeitlichen Reiternomaden – lässt sich hierzu überhaupt eine zuverlässige Aussage treffen?
Karina Iwe

Eine Auseinandersetzung mit skythenzeitlichen Reiternomaden im eurasischen Steppengürtel, und insbesondere mit der Pazyryk-Kultur, offenbart eine große materielle Bandbreite. Die organische Erhaltung in den Gräbern Südsibiriens beeindruckt sehr, doch fällt es schwer, trotz dieser bemerkenswerten Nachweise Rückschlüsse zu Konzepten und Vorstellungen von Altern und Alter bei den nomadisch geprägten Verbänden zu ziehen. Hier gilt es zu prüfen, welche Indizien Hinweise geben könnten.

Ein weiterer Aspekt zum Thema Alter & Altern sind Visualisierungen, die in Museen oder auch Publikationen präsentiert werden. Es sind im Bereich der Reiternomaden v.a. kraftstrotzende Darstellungen von Kriegern zu Pferden oder auch Männer der Elite mit ihrer reich bestückten Kleidung. Die Zeichnung des Mannes aus Aržan 2 (Tuva) soll näher vorgestellt werden. Eine mikroskopische Untersuchung seiner Knochen ergab Veränderungen, die typisch für Prostatakrebs sind. Und trotzdem zeigt die Visualisierung den Mann in einer Weise, die keine Rückschlüsse auf das Leiden bzw. die Gebrechlichkeit zulässt. In diesem Abschnitt soll der Frage nachgegangen werden, ob das Altern und damit einhergehende körperliche Einschränkungen Eingang in Visualisierungen finden. Der Beitrag dient der Annäherung an das Thema Alter & Altern.

Alter als Thema in der musealen Bildung und Vermittlung
Philipp Tollkühn

Ein vollbärtiger Mann mit gräulichem langen Haar trägt eine Hirschgeweihmaske auf dem Kopf; ein ebenfalls vollbärtiger, grauhaariger Mann mit tiefen Falten im Gesicht formt eine Frauenstatuette – Museale Rekonstruktionen erzeugen und verfestigen Vorstellungen über die Vergangenheit bei Besucher*innen. Gleichzeitig sind sie auch Ausdruck dessen, wie sich Kurator*innen die Vergangenheit vorstellen. Im Haus Bastian – Zentrum für kulturelle Bildung der Staatlichen Museen zu Berlin wird ein anderes Konzept verfolgt. Das eigens konzipierten Überthema (Verstärkerthema) mit dem Titel „Was bist Du, Alter?“ im Jahr 2020 bot Besucher*innen Impulse und Fragen zum Thema Alter an, die diese dann mit künstlerischen Methoden eigenkreativ bearbeiten konnten. Es entstanden individuelle Reflexions- und Erkenntnisgewinne, die wiederum das Potential besitzen, wertvolle Impulse für die wissenschaftliche Betrachtung des Materials zu liefern. Im Vortrag wird das Konzept des Verstärkerthemas und der künstlerisch-praktischen Vermittlungsmethoden vorgestellt sowie die Ergebnisse und deren mögliche Nutzbarkeit in der Archäologie diskutiert.

CfP „Materielle Perspektiven zu Alter & Altern in der Archäologie“

Call for Papers zur Sitzung der AG Theorien in der Archäologie (TidA) auf der Tagung des West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung (WSVA) und des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung (MOVA) vom 25.–28. September 2023 in Tübingen zum Thema:

„Materielle Perspektiven zu Alter & Altern in der Archäologie. Soziale & somatische Beziehungen zwischen Menschen & Dingen“

[Download des CfP]

Altern und Altwerden können als grundlegende Herausforderungen der Vergangenheit, Gegenwart und auch Zukunft verstanden werden. Während das Thema Kindheit in der aktuellen archäologischen Forschung mittlerweile präsent erscheint, werden Fragen zu anderen Lebensphasen, insbesondere des Alters, Altwerdens sowie -seins und -bleibens immer noch sehr selten thematisiert. Trotz bioarchäologischer, anthropologischer und sozialarchäologischer Fundierungen der Archäologie fehlen speziell theoretische Ansätze zu diesem Themengebiet.

Unsere Sektion widmet sich daher theoretischen Aspekten des Alters und Alterns, ohne dabei ausschließlich auf Alter als biologische oder soziale Kategorie abzuzielen. Wir wollen gängige vereinfachende Stereotype wie Alter = Weisheit, = Gebrechlichkeit, = Macht, = Prestige/Wert usw. aufbrechen. Stattdessen möchten wir sowohl die Trennung als auch die Kategorisierung von biologischen oder natürlichen und sozialen oder kulturellen Prozessen grundsätzlich in Frage stellen. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass sich Materie, Körper und Praktiken in einem ständigen Prozess verflechten und transformieren. Daher verstehen wir Älterwerden und Altwerden als vielschichtige Veränderungen des Lebens, die nur in wechselseitigen und vernetzten sozialen, psychischen und somatischen Beziehungen zwischen Menschen und Dingen wirksam werden. Diese können z. B. die Tabuisierung oder Betonung des Altwerdens, die Ausprägung und Institutionalisierung von Sorgebeziehungen oder die Etablierung von Übergangsriten umfassen. Wir möchten mit dieser Sektion Ansätze beleuchten, um dieses Themenfeld zu erforschen. Ziel ist es, Alter und Altern zu konzeptualisieren und zu historisieren.

Dazu möchten wir einladen, theoretische und fallbeispielbezogene Beiträge einzureichen und beizusteuern. Anknüpfungspunkte können z. B. sein:

Ansätze zur Nichtlinearität des Alterns
֎ Fragen zur Materialität des Alters und Alterns
֎ Archäologische Perspektiven auf Kindheit und Elternschaft in Bezug auf das Altern
֎ Fragen zu materiell-diskursiven Praktiken des Altwerdens
֎ Biografisch-materielle /Life-Course-Ansätze
֎ Fragen zu Übergängen, Brüchen und Transformationen von Lebenswegen
֎ Methodologische Annäherung an Erfahrungen des Alt- und Älterwerdens
֎ Materielle und körperliche Konstellationen, die den Prozess des Alterns konfigurieren
֎ Fragen zu Geschlechtern und Diversity in Bezug zum Älterwerden

Wir würden diese Debatte gerne gemeinsam führen und freuen uns über deutsch- oder englischsprachige Beiträge. Wir laden Wissenschaftler*innen ein, die sich auf verschiedenen Ebenen mit Alter und Altern beschäftigen. Besonders willkommen sind auch Beiträge von Jungwissenschaftler*innen. An die Vorträge von 20 Minuten Länge soll jeweils eine 10-minütige Diskussion anschließen. Unsere Session findet eintägig auf der WSVA-Tagung in Tübingen (25.–28.9.2023) statt. Der genaue Sitzungstag wird noch bekanntgegeben.


Bei Interesse bitten wir bis zum 31.05.2023 um einen Abstract mit Vortragstitel (ca. 250 Wörter) und Kurzbiographie an: tuebingen[at]agtida.de. Die Tagungsanmeldung und Entrichtung der Tagungsgebühr erfolgt eigenverantwortlich. Eine Aufwandsentschädigung zur anteiligen Deckung von Reise-, Tagungs- und Übernachtungskosten kann in begründeten Fällen auf vorher genehmigten Antrag gezahlt werden. Wir bitten diesen möglichst bereits zusammen mit dem Abstract einzureichen.


Wir freuen uns auf spannende Beiträge!
Organisation: Stefan Schreiber, Martin Renger, Tina Beck

Arbeitsgemeinschaft Theorien in der Archäologie