Im Rahmen des 8. Archäologiekongresses 2014 in Berlin fand die erste Sektion der sich zu diesem Zeitpunkt noch in Gründung befindlichen AG Wissenschaftsgeschichte statt. Anstoß für die Initiative war der Wunsch, das in den letzten Jahren stark gestiegene Interesse an der Geschichte des Faches Ur- und Frühgeschichte durch eine Arbeitsgemeinschaft zu bündeln und zu strukturieren. Die Sektion in Berlin sollte unter anderem dazu dienen, mit den Teilnehmer*innen die Frage zu erörtern, ob die Gründung einer AG Wissenschaftsgeschichte nötig und angesichts der bereits bestehenden breitgefächerten AG-Landschaft sinnvoll ist. Des Weiteren wurde diskutiert, wie eine Konstituierung der AG von statten gehen könnte.
Um eine möglichst große Vielfalt an Themen, Referent*innen und Mitdiskutierenden zu erreichen, nahmen die Veranstalter*innen der Sektion von einer engeren zeitlichen und thematischen Eingrenzung der Vorträge Abstand. Darüber hinaus wurden vor allem junge Wissenschaftler*innen aufgerufen, ihre Forschungen und Ideen zur Fachgeschichte zur Diskussion zu stellen. Entsprechend vielgestaltig stellte sich das Programm der unter dem Titel „Das Fach Ur- und Frühgeschichte im 20. Jahrhundert – Neue Themen, Methoden und Theorien“ geführten Sektion dar. Die zwölf Beiträge zogen einen Bogen durch die Fachgeschichte der deutschsprachigen Ur- und Frühgeschichtswissenschaft vom Preußischen Ausgrabungsgesetz aus dem Jahr 1914 und seinen Vorläufern bis zur ostdeutschen Forschung zum Neolithikum nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Schwerpunkt lag auf der Biografie-Forschung. Neben Ernst Sprockhoff und Lothar Zotz wurden u. a. auch die Biografien der österreichischen Vorgeschichtler Richard Pittioni und Kurt Willvonseder vorgestellt. Weitere Vorträge setzten sich methodisch und ideengeschichtlich mit der Wissenschaftsgeschichte auseinander.
Schon während der Sektion wurde beschlossen, einige der gehaltenen Referate zu publizieren. Dieser Plan stellte sich als ambitioniert heraus, da der Weg vom Vortrag über ein laufendes Forschungsprojekt zum wissenschaftlichen Artikel oft zu weit war. Letztendlich ist es gelungen, vier Beiträge in den Archäologischen Informationen zu publizieren. Wir möchten an dieser Stelle den Herausgeber*innen der Archäologischen Informationen für die Möglichkeit der Publikation sowie die überaus konstruktive Unterstützung herzlich danken.
Die Frage nach einer dauerhaften Konstituierung der AG Wissenschaftsgeschichte wurde auf dem Archäologiekongress durchweg bejaht. Die konkrete Gestalt der AG wurde diskutiert und
verschiedene Vorgehensweisen vorgeschlagen. Entscheidungen fielen dann im Frühjahr des Jahres 2016 auf der zweiten Sektion der AG Wissenschaftsgeschichte, die im Rahmen der gemeinsamen Jahrestagung des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung e.V. und des West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung e.V. in Chemnitz stattfand. Eine breite Mehrheit der Teilnehmer*innen stimmte für eine Fusion der AG Wissenschaftsgeschichte mit der AG Theorien in der Archäologie, da eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen den thematisch eng verbundenen AGs in vielerlei Hinsicht Synergieeffekte und die gewinnbringende Bündelung vorhandener Ressourcen verspricht.
Seit 2016 ist die AG Wissenschaftsgeschichte daher mit der AG TidA fusioniert.
Kontakt:
Judith Schachtmann (Schachtmann@gmx.net)
Reena Perschke (reena.perschke@yahoo.de)
(Der Text ist in leicht überarbeiteter Form übernommen aus: Judith Schachtmann/Arne Lindemann, Forschungen zur Fachgeschichte. Erstes Treffen der AG Wissenschaftsgeschichte auf dem 8. Archäologiekongress in Berlin (6.–10.10.2014). Archäologische Informationen 39, 2016, 105–106)