AG Religionsarchäologie (RelArch)

Themen der AG:

  • Religionsbegriff
  • Ritualtheorie
  • material religion
  • religiöse Praktiken

Religion war in der Antike allgegenwärtig und trug maßgeblich zur Konstitution von Gesellschaften, sowie zur Entwicklung ihrer Praktiken und ihrer materiellen Kultur bei. In der archäologischen Forschung werden Objekte und Bauten mit religiösem Bezug wie Tempel und Grabmäler zwar intensiv bearbeitet – oftmals, weil sie gut erhalten und fundreich sind –, allerdings ist dieses Themenfeld nach wie vor von zahlreichen Unschärfen geprägt: Begriffe bleiben schwammig und Unsicherheiten bei ihrer Anwendung gehen mit nicht belegten Vorannahmen einher. Beispielsweise ist nicht hinreichend geklärt oder auch nur voneinander differenziert, was eigentlich Räume, Personen, Objekte, Zeiten und Praktiken sakral, religiös, kultisch, rituell oder sogar heilig machte und unter welchen Bedingungen eine Handlung zum Ritual oder ein Gegenstand zur Beigabe wurde. Dichotome Begriffspaare wie sakral/profan, religiös/weltlich, rituell/alltäglich stehen dem vereinfachend gegenüber – und führen doch oft nicht weiter. So droht sich das Potential dieses Arbeitsfeldes häufig in sich selbst-bestätigenden Interpretationen zu verlieren, während abstufende und nuancierende Analysen selten bleiben. Folglich werden Forschungsdesigns und -fragen oft nicht der komplexen Verschränkungen von alltäglichem Leben, sakralisierenden Praktiken und rituell überhöhten Ereignissen in antiken Gesellschaften und Gemeinschaften gerecht. 

Ziel der AG ist es, methodische und theoretische Fragen des Arbeitsfeldes Archäologie antiker Religion(en) zu diskutieren. Dabei werden für die verschiedenen archäologischen Disziplinen, die sich geographisch, zeitlich und dadurch auch in der Art ihres Quellenmaterials – der medial-materiellen Ausdrucksformen und der zur Analyse entwickelten Methoden unterscheiden –, Begriffs-, Methoden- und Theoriengerüste entwickelt. Im Zuge dessen ist es dringend notwendig, sich nicht nur innerhalb der Archäologien zu verbinden, sondern auch mit angrenzenden altertumswissenschaftlichen Disziplinen wie z.B. der Alten Geschichte, der Kunstgeschichte, der Ägyptologie, der Assyriologie, der Klassischen Philologie zu verständigen, aber auch darüber hinaus mit Fächern wie der Religionssoziologie, der Religionswissenschaft und der Anthropologie. Alternative, auch interdisziplinäre Zugänge und Konzepte aus den diversen Disziplinen tragen einerseits dazu bei, die Probleme der archäologischen Analyse zu identifizieren und geben andererseits den Forscher*innen aus den Archäologien Mittel an die Hand, um argumentativ und auf der Theorieebene gerade auch die Lücken in den stark text-bezogenen Ansätzen der althistorischen, religionswissenschaftlichen und religionshistorischen Forschung zu schließen. 

Durch die Arbeit der AG RelArch entsteht ein Austauschforum für den konzeptionell und theoretisch angeleiteten Umgang mit Religion. Religion wird dabei vor allem auch als soziales Phänomen und als Interaktionen verstanden, das sich in textuellen und materiellen Ausdrucksformen widerspiegelt und deren Praktiken Archäologie rekonstruieren kann. Die AG RelArch möchte die Herangehensweisen und das Verständnis von Archäologie(n) der Religion(en) verbessern und daraus resultierende Wissensstände und Erkenntnisse in die Forschung, die Lehre sowie in die Gesellschaft übertragen. Durch das Berücksichtigen unterschiedlicher Archäologien und ihrer jeweiligen materiellen Evidenz und Methoden, durch den trans- und interdisziplinären Ansatz und durch Einbeziehen junger Forscher*innen werden in Lesekreisen, Workshops und/oder Tagungspanels Diskussionspapiere als Referenz für die Forschung in der Religionsarchäologie erarbeitet und veröffentlicht.

Aktivitäten:

  • Regelmäßige Lesezirkel und gemeinsame Diskussionen
  • Ausrichtung von Workshops, Panels zur Vernetzung in den Archäologien und mit anderen Disziplinen 
  • Publikation, z. B. Reihe „Theoriedenken in der Archäologie (TidA)“

Interessent*innen sind herzlich willkommen!

Kontakt: agrelarch@agtida.de

Mitglieder:

Soi Agelidis, Ruhr-Universität Bochum

Klassische Archäologin mit starken Bezügen u. a. auf die Alte Geschichte und Religionswissenschaft. Derzeitiger Fokus auf griechische Religion, Reziprozität von Praxis und Vorstellungen, Polytheismus, Tod und Grab, Raumkonstitutionen, Implikation von Konzepten der Soziologie und psychosomatischen Anthropologie in den o. g. Themen

Marlis Arnhold, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Klassische Archäologin mit den inhaltlichen Schwerpunkten im Bereich der Religions- und Funerärarchäologie; topographischer Fokus auf Rom und Mittelitalien, Makedonien/Nordgriechenland und Athen

Marion Bolder-Boos, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Klassische Archäologin mit den Schwerpunkten römische Heiligtümer und Religion, republikanisches Italien, antike Kolonisation, Kulturkontakte im antiken Mittelmeerraum, phönizisch-punische Archäologie, Wissenschaftsgeschichte und Antikenrezeption

Constanze Graml, Universität München

Klassische Archäologin mit dem Schwerpunkt antikes Griechenland. Forschungsinteressen im Bereich Landschaftsarchäologie, Rezeptionsgeschichte, Erinnerungskultur(en) sowie dem Verhältnis von schriftlichen und archäologischen Zeugnissen zur antiken griechischen Religion.

Asuman Lätzer-Lasar, Philipps-Universität Marburg

Provinzialrömische Archäologin. Forschungsschwerpunkte sind die Materialität antiker Alltagskultur im Osten (Keramik, Archäometrie), römische Religion und Urbanistik unter Berücksichtigung der Raumforschung im Westen (sacred spaces), sowie Theorien zu Migration und kulturellen Kontakten (mobility turn, Transkulturation)

Anna-Katharina Rieger, Karl-Franzens-Universität Graz

Archäologin mit inhaltlichen Schwerpunkten auf römischer Religion, material religion, Landschaftsarchäologie arider Gebiete, Raum und Mobilität, topographischer Fokus im römischen Italien, dem östlichen Mittelmeerraum und Nordostafrika

Astrid Schmölzer, Universität Bamberg

Provinzialrömische Archäologin, Schwerpunkte in der Archäologie der Rhein- und Donauprovinzen (besonders Germania Inferior, Noricum und Pannonien), lateinische Epigraphik, spätantike Sozial- und Kulturgeschichte sowie digitale Methoden

Arbeitsgemeinschaft Theorien in der Archäologie